Ich spiele Battletech bereits seit 2 Jahrzehnten. Auch wenn ich es in den letzten Jahren eher seltener betrieb, schon weil viele Strukturen/Vereine nicht mehr in früherer Stärke und Präsenz existierten, so ist die Freude am „Battletechen“ nie verschwunden. Leider erschienen seit dem Kollaps von FASA und dem Rechte-Hickhack wenig neue Dinge. Auf Mechwarrior 5 warteten wir lange Zeit vergeblich, eine neue klassische Battletech-Buchreihe war nur Wunschdenken und gut designte Minis, vor allem für die „Unseens“ schienen undenkbar. Klar, es gibt im englischen Sprachraum wirklich rührige Fans und Firmen, die Battletech nicht sterben ließen.
Dennoch, gerade im Vergleich mit der „Blütezeit“ der „Kampfkolosse des 4. Jahrtausends“ passierte sehr wenig.
Meine alte Liebe flammte vor einem Jahr wieder auf. Neue Bekanntschaften und Spieler machten Lust darauf, erneut die Würfel in die Hand zu nehmen. Mit der Geburt des Tabletopblog war schnell klar, Battletech würde/musste eines der Kernthemen sein. Leider waren wir mangels Alternativen gezwungen noch vorhandene oder bei Ebay erstandene Spielmaterialien zu nutzen. Minis hatte ich genug und auch andere Spieler entdeckten bei sich noch den einen oder anderen stumm wartenden Kampfkoloss.
Wir bemalten neue Mechlanzen, bastelten uns eine große 3D-Spielfläche, promoteten das Spiel auf der Modell Hobby Spiel Messe und im Mytholon, beteiligten uns in Foren und begannen viele Projekte, die das leicht angestaubte Spielsystem ins 3. Jahrtausend bringen sollten. Allein, es fehlte an neuen Produkten und offiziellem Marketing.
Vor gut 10 Tagen erschien nun nach jahrelanger Abstinenz endlich eine neue deutsche Einsteigerbox für Battletech.
Es gebührt Ulisses Spiele großer Dank dafür, sich nicht mit dem Vertrieb von englischen Produkten allein zufriedengegeben zu haben, sondern der starken deutschen Fanbase ein angemessenes, gut übersetztes Produkt zu bieten!
Meine erste Battletech-Grundbox vor 20 Jahren (direkt nach der Lektüre der Gray Death Legion Romane erworben) enthielt wenig mehr als 2 Karten aus dünnem Karton, ein schmales s/w-Regelbuch, Mechbögen und Pappaufsteller. Das war damals absolut ok, denn schnell erwarb ich weiteres Material, vor allem Zinnminis.
Für heutige Verhältnisse wäre es absolut unzureichend. Zum Glück wurde beruhend auf der englischen Jubiläumsausgabe zum 25.Geburtstag (2009) des Spielsystems ein pralles Paket geschnürt.
So finden sich in der stabilen Box mit coolem Frontcover (ein WARHAMMER, Hell Yeah!) ein ganzer Stapel an Heften, Heftchen, Karten, 2 Maps, unvermeidliche Würfel und eine große Menge an Plastikminis. Damit ist die Box gut gefüllt und nur ein kleiner Bereich enthielt „kartonummandelte“ Luft. Vielleicht findet sich in der nächsten Charge zu einem geringen Aufpreis dort sogar ein Battletech-Roman wieder?
Statt diesem hat man aber ein anderes Gimmick in Form von 2 mehrteiligen Clan-Mech-Miniaturen in die Box gepackt.
Diese sind mehr als gelungen, perfekt gegossen, sehr detailliert ausgeführt und vermitteln einen hochwertigen Eindruck. Doch ich sehe dies als mehr Fluch denn Segen.
Im Vergleich dazu schneiden die anderen 24 Miniaturen nämlich wesentlich schlechter ab!
Kennt man die Originale aus Metall und/oder frühere Plastikminiaturen, verstärkt sich dieser Eindruck noch. Größenverhältnisse zwischen den einzelnen Maschinen wurden kaum beachtet, die Materialstärke einzelner Bereiche ist zu gering, Positionen sind verschoben usw. Das gewählte Material wirkt billig, und die Gussqualität schwankt stark. Erstaunlicherweise ist das aber kein einheitliches Problem, denn einige Plastiks sind wirklich gut, andere schlichtweg unbenutzbar.
Leider hat Ulisses was die Miniaturen betrifft keinen Einfluss auf deren Qualität, da diese direkt aus den USA kommen. Stattdessen versucht man hierzulande als kostenfreie Serviceleistung wirklich missglückte Exemplare schnellstmöglich auszutauschen. Eine faire Geste finde ich.
Um Euch, abweichend von bisherigen Rezessionen, die Unterschiede wirklich deutlich zu machen, haben wir einige Vergleichsfotos gemacht (seht uns die teils miese – uralte- Bemalung nach 😉 ). Bildet Euch also Euer eigenes Urteil.
Abschließend zu den Miniaturen sei bemerkt, dass man als Käufer durchaus zufrieden sein kann, wenn man die Menge und den Gesamtpreis bedenkt. Trotzdem, warum nicht nur hochwertige Bonusfiguren verwenden? Battletech soll doch neu belebt werden und auch bisher unkundige Spieler erreichen. Das schafft man aber nur, wenn man mit dem Qualitätsstandard anderer Tabletopanbieter (Games Workshop, Privateer Press etc.) mithalten kann und der Erwartungshaltung von Käufern gerecht wird.
Alle anderen Boxinhalte werden von Ulisses selbst produziert/ gedruckt und sind durchweg top. Die Gestaltung der Regel- und Hintergrundhefte ist gelungen; alles ist gut lesbar und strukturiert. Hochglanzpapier und Farbdruck mit vielen neuen Grafiken und Fotos lassen mich gern durch die Seiten blättern. Die auf den eingestreuten Fotos gezeigten Modelle sind zwar gut bemalt, aber falsch ausgesucht. Warum ich das denke? Nun, meist handelt es sich um Mechtypen, welche in der Box nicht enthalten sind und noch dazu einer anderen Technologiestufe entsprechen. Sinnvoller wäre es gewesen die typischen Klassiker zu zeigen. Aber das mag einem Battletech-Neuling sicher kaum auffallen.
Neben dem Regelbuch, welches alles Notwenige der Technologierstufe 1 abdeckt liegen noch ein Hintergrundheft zur Inneren Sphäre, Schnellstartregeln, Record-Sheets für alle enthaltenen Modelle, Bemal- und Taktiktipps, eine Karte der Inneren Sphäre (auch hier wäre eine 3025’er Version einleuchtender gewesen) und laminierte (endlich einmal!) Tabellenübersichten bei.
Kommen wir zu den Maps.
Nach den in (der weiter oben bereits schon einmal angesprochenen) ersten Grundbox enthaltenen Maps, fiel deren Qualität stetig weiter ab. Zwar bekam man neue Geländearten zur Verfügung, die Geländegrafiken, vor allem der Stadtkarten waren aber stets maximal „befriedigend“, wirkliche Grafikhighlights suchte man vergebens. Außerdem wurde aus dünner Pappe schnell nur noch Papier, was die Lebensdauer verringerte und in den „Knickzonen“ ständig Mechs zu Fall brachte.
Die neue Einsteigerbox bietet hier endlich eine gelungene Lösung an. Die neuen Maps sind komplett anderes gefaltet, aus sehr stabilem Karton gefertigt und mit strapazierfähigen Oberflächen gesegnet.
Das ist beste Brettspielqualität, prima!
Was mir aber immer noch nicht gefällt (und sicher nicht nur mir) sind die verwendeten Grafikdateien. Klar, man kann darauf spielen, Beschriftungen sind gut erkennbar und mit 4 Motiven hat man auch mehr Abwechslung als früher. Und doch, wie kann es sein, dass wir jahrzehntealte Motive vorgesetzt bekommen? Bodentexturen, Bäume, Wasser, Berge etc. wirken blass, flach, altbacken. Nichts ist griffig, „plastisch“ oder hübsch. Hier hatte ich mit mehr gerechnet!
Funktionell allein reicht nicht, auch Battletecher wollen auf optisch ansprechenden Karten spielen!
Ich habe es bei Testspielen oder Promotion-Aktionen immer wieder erlebt, dass gutbemalte Minis die Blicke anziehen, die „ollen“ Karten aber wieder abschrecken. Das muss doch nicht sein! Auch hier hoffe ich auf den Mut zu neuen Dingen und moderne Kartenpacks in der Zukunft.
Erste eigene Design- und Gestaltungsversuche in diese Richtung führten bereits zu deutlich schöneren Karten.
Mein Fazit: Gutes Gesamtpaket. Empfehlenswert für alte und neue Fans. Die Abzüge in den B-Noten werden sich mit weiteren Neuerscheinungen hoffentlich relativieren. Kauft Euch die Box, auch wenn Ihr bereits im Besitz von Spielmaterial seid. Es lohnt sich allein schon wegen der Maps und einem Schwung an „Sofort-Los-Spiel“-Figuren.
Mein Tipp: Kommt zur Promotion ins Mytholon Leipzig. Wir stellen die Box vor, machen Übungsgefechte mit Euch und geben Tipps und Tricks. Ihr möchtet Battletech endlich kennenlernen oder wissen, wie gut die Einsteigerbox wirklich ist? Dann seid dabei, am Samstag, den 04. Februar 2012 ab 13 Uhr! Wir freuen uns über rege Teilnahme.
20:56 Uhr am Sonntag,
22 Januar 2012
Die Box ist super, gut das es die Minis noch immer aus Zinn zu kaufen gibt. Ich wäre dafür die neuen Mechdesigns des Mechwarrior Online Spieles als Miniaturen heraus zu bringen. Die bisher gezeigten Modell sind echt toll und da es diese schon in 3D moddeliert gibt, könnte man daraus bestimmt eine Gußform erstellen. GW macht es ja auch nicht viel anders. Wer unser Kartendesign gut findet, kann hier mal einen Kommentar dazu hinterlassen.
14:52 Uhr am Montag,
23 Januar 2012
Ich habe mir auch gerade am Sammstag eine Box geholt und muss sagen, vom Umfang her sehr ordentlich. Das gedruckte Material ist von sehr guter Qualität, finde ich. Die Inhalte bin ich bisher blos überflogen.
Die Miniaturen, naja, da bin ich geteilter Meinung. Die zwei Clan-Miniaturen mal außen vor gelassen würde ich sagen so ca. 50 bis 60 Prozent der Figuren sind so wie ich sie erwartet habe, günstiges Spielfiguren ohne besonderen Aufwand und für den Zweck eines Brettspiels gut nutzbar. Der Rest, dem sieht man Qualitätsmängel deutlich an. Sehr große Gußränder kann man ja noch wegschneiden aber irgendwelche Löcher in den Figuren, wo eigentlich keine sein dürften stören schon eher. Bei manchen Figuren sind die Füße kaum zu erkennen, weil sie in der Base aufgehen. Die Bases sind untershciedlich hoch. Und teilweise sind die Teile schlecht verklebt. (Die Cicada die bei dir in die Luft schaut wird bei mir nur noch durch einen Leimfaden auf den Beinen gehalten und der Awesome hat seine Arme verloren, wobei sichder Rechte noch in der Tüte hat auffinden lassen.) So ca. 5 Figuren würde ich durchaus als Ausschuss bezeichnen. Damit gewinnt man keine Freunde.
Das klang jetzt vielleicht nicht so gut, aber abgesehen von ein par der Figuren bringt mir die Box das, was ich auch erwartet habe. Nicht mehr und nicht weniger, und ist auch seinen Preis wert. (Da ich die meisten der Figuren sowieso noch nicht hatte.) Als Einsteiger Box wirklich zu gebrauchen.
Ich hoffe mal die meisten „Fehler“ der Figuren lassen sich durch eine Bemahlung wegmachen. Muss ich mir halt mal ansehen wie man Gefechtsschäden mahlt. An der einen oder anderen Figur werde ich auch etwas rumbasteln.
PS: Wollten wir nicht noch was mit Panzern wiederholen? Die neuen englischen Regeln dafür habe ich ja.
15:22 Uhr am Montag,
23 Januar 2012
Ich habe schon bemerkt, dass die Qualität je nach Box schwankt. Löcher und Materialmangel gab’s auch in meiner Version. Mit etwas Aufwand kann man dennoch den Großteil verwenden.
Bei den nächsten Miniaturenpacks oder später produzierten Chargen sollten diese Fehler dennoch nicht mehr vorkommen. Mein Wunsch wäre, dass Ulisses im deutschsprachigen Raum selbst Designs anpassen oder zumindest produzieren lassen kann. Deutsche Qualität ist nun mal bekanntlich höher (z.B. bei den Maps) anzusiedeln.
Unser Panzerspielchen wiederholen wir auf jeden Fall!
Am 04. 02. steht erstmal die Promotion ab, Du kommst doch, oder?
08:36 Uhr am Mittwoch,
25 Januar 2012
Hallo,
wenn eine oder mehrere Figuren wirklich nicht zu gebrauchen sind, meldet euch bitte bei mir unter feedback@ulisses-spiele.de, dann finden wir dafür eine Lösung. Es sind leider nicht alle Boxen fehlerfrei :-/
Tschau,
André
08:39 Uhr am Mittwoch,
25 Januar 2012
Auf der Box ist kein Warhammer sondern ein Hammerhands.
Zwar Motiv-mäßig an die alten Boxen angelehnt, aber mehr nicht.
Einen Warhammer so plakativ abzubilden war Topps rechtlich gesehen wohl zu riskant.
14:39 Uhr am Mittwoch,
25 Januar 2012
Hi,
die Figuren sind direkte Abformungen von älteren Zinnfiguren und daher auch mit einem anderen Kunststoff produziert als die zwei Omni’s aus High Impact Kunststoff. Leider hat CGL (der englische Verlag) bekanntgeben müssen, dass mit weiteren Figuren in der hohen Qualität in absehbarer Zeit aus logistischen (und wohl auch finanziellen Gründen) nicht zu Rechnen ist.
Da es wirklich tausende verschiedene Modelle gibt für Battletech ist auch von Seiten der Figurenhersteller (Ral Partha UK und Iron Wind Metals) nicht mit einer Umstellung auf Kunststoff zu rechnen – das ist schlicht zu teuer. Zinn eignet sich bei kleinen Auflagen vieler verschiedener Modelle immer noch besser um kosteneffektiv zu produzieren als Hochdruckspritzguss.
Die Maps sind meines Wissens nach exakt die gleichen wie in der englischen Version (ich besitze zwei der neuen HexPacks, die englische Grundbox und hab sie mit der deutschen bei uns im Laden verglichen, da ist praktisch kein Unterschied festzustellen).
Einer der Gründe warum alte Kartenmotive meist immer noch verwendet werden ist dass BT schon immer viel Wert auf Rückwärtskompatibilität gelegt hat – dadurch dass die gleichen Layouts immer wieder nachgedruckt werden kann man praktisch alle alten Szenarien zum Beispiel noch benutzen. Viele Leute bauen aber auch ihr eigenes 3D Hexgelände, entweder aus Styrodur oder auch Heroscape Kacheln.
Ansonsten schöner ansprechender Bericht.
17:30 Uhr am Mittwoch,
25 Januar 2012
@Andre: Vielen Dank, so sieht Kundenservice aus! Wie ich schon im Artikel selbst schrieb, erstrecken sich die Fehler an den Miniaturen nicht über alle Modelle und treten bei weiteren Käufern (mit denen ich diesbezüglich sprach) auch bei anderen Typen auf. Euer Austauschangebot nehmen wir gern an.
@BoyOfSummer: Stimmt, Du hast Recht 🙂 Bisher war mir dieser Mechtyp nicht bekannt (Schande auf mein Haupt!), aber bei der Ähnlichkeit und einer möglichen Resculpt-Variante sei mir der Fehler verziehen.
@ApokalypseTest: Merci.
Mir ist schon klar, dass Zinnminis Ihre Vorteile haben, immerhin besitze ich davon auch reichlich und weiß Sie zu schätzen. Dennoch sind früher z.T. bessere Plastikminis produziert worden, was die Materialqualität betrifft. Dinge wie Löcher, zu dünne Gliedmaßen, fehlende Details erklären sich wohl eher aus falscher Gussformbenutzung. Ich glaube aber, das durchaus ein Markt für die hochwertigen Plastikminis da ist, die ich z.B. auch zu leicht höheren Preisen als Zinnmodelle erstehen würde, einfach weil Sie es wert sind.
Nichts gegen Kompatibilität, aber wenn Motive verwaschen sind oder einfach altbacken wirken, spricht doch nichts gegen eine Überarbeitung, oder? Die Kartenpacks der letzten Jahre haben Ihren Stil doch auch öfter mal (leicht) gewechselt, keiner hat sich beschwert. Man sollte evtl. die Motive mischen, d.h. Standardkarte, eine bekannte wie Seegebiet und dazu 2 neue. Wo es hingehen könnte werden wir hier nochmal detailierter präsentieren und zur Abstimmung stellen.
3D-Gelände ( http://www.tabletopblog.de/pinselkunst/basteln/battletech-3d-%e2%80%93-spielplattenbau-teil-5 )haben wir ebenfalls bereits gebaut und nutzen es gern, nur etwas unpraktisch, was den Transport betrifft 🙂